Sonntag, 10. Juli 2011

BYE BYE BITCH BYE BYE


(Motörhead)

Willkommen im "Tag danach". Seit gestern ist die Frauen WM das, was sie eigentlich schon immer war: VORBEI! Zumindest für unsere Nationalmännschäftininnenspielerinninnen. Ich habs gestern ja ordnungsgemäß getickert und in einigen Phasen des Spiels hätte ich ihnen schon den Sieg gegönnt. Schon alleine die Aussicht noch ein oder zwei Spiele tickern zu können, hat mich zu diesem Verzweiflungsakt getrieben. Aber dann trafen die Japanerinnen und es war vorbei; der Weltmeisterinnentraum ausgeträumt und der Titelhattrick futsch. Gut, kann man halt nicht ändern. Was ich aber heute unbedingt mal anmerken muß, ist , daß dieser uns gebetsmühlenartig vorgejammerte Mottosatz der WM die blanke Heuchelei war:

"Frauenfußball ist dem Männerfußball ebenbürtig!"

Selten so einen verlogenen Haufen Bockmist gehört! Vor allem im Nachhinein. Fangen wir mal mit der Selbstdarstellung an. Das ganze Auftreten der Nationalelfen war darauf ausgelegt, möglichst oft den "dritten Titel in Folge" zu betonen, den man sich aber auch sowas von sicher sei zu holen, daß es schon an die viel zitierte "Deutsche Großmannssucht" erinnerte… nur eben mit Brüsten. Es ist ja, so finde ich, legitim, wenn man in ein Turnier geht und "wir wollen natürlich den Titel holen" verlautbaren läßt, aber wenn man sich hinstellt und vor dem ersten Anpfiff großkotzig das Motto "dritte Plätze sind was für Männer" ausgibt, tja, dann braucht man sich auch nicht wundern, wenn man sich daran messen lassen muß… als unterlegener Viertelfinalist. Die viel besungenen "Gäste" mußten sich doch vorkommen, wie zu Schlachtvieh degradiertes Kanonenfutter, welches vom Gastgeber als Gegner nicht wirklich ernst genommen wird. "Zu Gast bei Freunden" sieht da anders aus. Kein Wunder, daß die alle ordnungsgemäß motiviert in die Spiele und die Knochen der Deutschen gingen. Japan, die wiederum durch asiatisches Understatement dezent zu glänzen wußten, machte dem Ganzen dann ein vorzeitiges Ende. Nun sitzen wir am Tag nach dem Ausscheiden vor der Glotze bzw. dem PC und werden medial über den Vortag unterrichtet - und genau hier sind wir an dem Punkt angekommen, wo sich meiner Meinung nach zeigt, wie "gleich" sich Frauen- und Männerfußball dann wirklich sind. Stellen wir uns mal vor, die Herren der Schöpfung würden es sich erlauben, in der ersten KO-Runde, die bei den Männern ja das Achtelfinale ist, aus dem Turnier zu fliegen; selbst wenn dies erst im Viertelfinale geschieht, siehts kaum anders aus. Was mußte sich Berti Vogts zum Beispiel 1998 (auch von mir, ich mochte Berti nicht) anhören, als die Kroaten uns mit 3:0 aus dem Weltturnier schubberten… im Viertelfinale?! Da wird dann die komplette Taktik zerpflückt, der Trainer in Frage gestellt und der eine oder andere als "zu alt" oder "zu satt" gebrandmarkt in der Presse. Der Coach muß sich direkt nach Abpfiff vor laufender Kamera erklären… ja rechtfertigen, warum es denn bitte nicht gereicht hat, nachdem man ja "mit so großen Ambitionen" ins Turnier gegangen sei. Da wird die Taktik im Interview offen hinterfragt und in den Folgetagen der eine oder andere Name von möglichen Nachfolgern kolportiert. Also ich möchte da nicht Coach sein, zumal man den Job in 80% der bisherigen Fälle ja gleich direkt los war. Eine Hexenjagd durch die Medien folgte in jedem Fall. Spieler und Trainerteam wurden öffentlich gedemütigt ("11 Flaschen" fällt mir da ein), oder angefeindet, weil sie es wagten, nach dem Turnier in Urlaub zu gehen. Das ist sicherlich auch nicht die feine englische Art der Medien, aber so ist das nun einmal.

Was aber geschah gestern? Die "Reichsparteitagsfrau" vom ZDF interviewte die Bundestrainerin mit leidender, mitleidvoller Mine und in einer Stimmlage, als müßte sie der Neid mitteilen, daß jemand ihren Lieblingshamster überfahren hat. Das hat mit journalistischer Professionalität nix zu tun. Es hätte nicht viel gefehlt, und die Hohenstein hätte mit geheult. Da kamen dann auch nicht so berechtigte Fragen wie "Woran lag es? Ist ihre Taktik am Ende doch nicht aufgegangen?" oder "Hätten sie nicht viel eher reagieren und Birgit Prinz bringen müssen?", denen sich die Männer immer stellen müssen. Da wurde gefragt "Wie geht es ihnen jetzt?" oder "Welche Gefühle herrschen bei Ihnen so kurz nach diesem unglücklichen Ausscheiden vor?" So ein Kokolores! Selbst der Poschmann traute sich nicht, die ausgebliebene Einwechslung von Birgit Prinz später am Abend im Sportstudio zu kritisieren: "Die Sylvia Neid weiß schon genau, was sie macht!" Wenn es um Frauenfußball geht, traut sich kein Fernsehschaffender derzeit kritische Worte zu finden, denn uns wurde seit Monaten eingebläut, daß wir das gefälligst toll zu finden haben. Politisch korrekt sollten wir alle sein, Frauen können das ja alles mindestens genau so gut wie die Männer, Frauen werden ja natürlich im eigenen Land Weltmeister, was die Männer nicht können – die wurden ja nur poplige Dritte! Und wehe man sagt etwas anderes, dann ist man gleich ein fieses, übles Machoschwein von vorgestern, das es nur nicht erträgt, daß die Frauen die Küche verlassen haben. Schwarz-Weiß-Malerei war das, unfair und entgegen jeder freien Meinungsäußerung. Von mir aus sollen die Frauen Fußball spielen, auch Weltmeisterschaften austragen… alles legitim… aber realistisch betrachtet ist das nicht annähernd so ansehnlich wie das, was die Herren uns bieten können wenn sie mal gut drauf sind (auch da gibt's Gegurke, keine Frage). Da ich auf Fußball stehe, der dynamisch nach vorne geht und bisweilen auch durch robuste Abwehraktionen glänzt, ist Frauenfußball für mich nicht sonderlich unterhaltsam; was ich auch äußern will ohne gleich in irgend eine Ecke gestellt zu werden. Man stelle sich doch einmal vor, der Jogi würde in den Gruppenspielen seinen Kapitän absägen und dann aus dem Turnier fliegen… wer mir erzählen will, daß da dann keiner nachfragt, der hat nicht mehr alle Latten am Zaun!

Der ganze Umgang mit dem Ausscheiden im Viertelfinale spricht doch Bände und legt indirekt offen, daß all die politisch Korrekten und vor allem die Berufsbegeisterten von den Öffentlich Rechtlichen diese ganze Veranstaltung auch nicht für voll nehmen. Sonst würden sie nämlich die gleichen Maßstäbe wie bei den Herren anlegen und endlich mal anfangen nach taktischen und spielerischen Fehlern zu suchen anstatt sich mit den Protagonistinnen wimmernd in den armen zu liegen – DAS erwarte ich grundsätzlich auch von Sportjournalisten. Wer mit den Männern auf eine Stufe gestellt werden will, der muß halt auch die negativen Seiten aushalten meine ich.

Wenigstens dürfte man jetzt aber eingesehen haben, daß man auch einen dritten Platz erst einmal holen muß!

1 Kommentar:

  1. Also ich habe gestern ja nur zehn Minuten dieser elenden Murkelei ertragen. Wer einfach nur irgendwie gegen den Ball tritt und den dann Kilometerweit am Tor vorbei trullert und der keinen einzigen Pass passgenau hinkriegt, der gehört aus dem Turnier geworfen. Das haben sich die Damen wirklich redlich verdient.

    Und darüber sollte man auch ehrlich meckern dürfen, ich jedenfalls tue es.

    Grüße! N.

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