Mittwoch, 6. Juli 2011

Day 04: A song that makes you sad : HALLELUJAH

(Nick Cave & The Bad Seeds)

Heute wirds mal finster! "A song, that makes you sad", deutet ja auf eine sehr traurige Angelegenheit hin. Da gibts nur ein Problem: Wenn mich ein Song einfach nur traurig macht, dann höre ich den nich, basta! Ist ja auch sinnlos, Musik soll ja irgendwo Spaß machen. Andererseits bin ich weiß Gott keiner, der den ganzen Tag "Atzen" hört und mit Propellermütze und Pornobrille seinen Vodka-Cola durch die abspackende Meute zum Tisch seiner Homiez balanciert. Nee, werde ich auch nie sein (von der Propellermütze vielleicht mal abgesehen)! Wenn ich es recht bedenke ist die meiste Musik die ich so höre vom Grundtenor her etwas düsterer - sei es nun textlich oder musikalisch... meistens ist der Text Schuld. Aber es gibt gerade in diesem Bereich ja noch diese andere, diese dunkle Seite des Musikgenusses. Wenn einem dieser wohlige Schauer über den Rücken läuft sobald man einen Song hört. So eine Anflug von Grusel oder eine Ahnung von Unbehaglichkeit. Das kann man dann auch ohne gleich in Depressionen zu verfallen irgendwie genießen.

Stellt euch mal folgendes Szenario vor: Man hat einen durchaus beschissenen Tag hinter sich. Auf Arbeit ging einem alles und jeder schlicht und ergreifend veritabel auf den Sack. Dazu hat man vielleicht noch schlecht geschlafen und sich 11 Stunden lang scheißmüde durch den Dienstag geschleppt.Nachdem man sich durch den Nieselregen und watteartigen Nebel nach Hause gekämpft hat, sinkt man müde in den Sessel. So richtig will man aber nicht in die Feierabend-Gänge kommen, man friert und vorm Fernseher muß man feststellen, daß die Lieblingskrimiserie durch eine Kuppelshow für linkshändige Schuhverkäufer mit Sprachfehler ersetzt wurde, die zu allem Überfluß auch noch von Vera Int Veen moderiert wird. Frustriert macht man die Glotze aus, Kerzen an und schenkt sich einen schweeeeeeeren, tiefen und komplexen Single Malt ein. Nix Leichtes wie einen Ardbeg Ten, nein, ich rede hier von einem bittersüßen Elexir, mit dem man ne Weile beschäftigt ist. Bevorzugt mit hohem Sherryfaß- oder Portfaßanteil... wie wäre es mit nem doppelten Balvenie Double Wood zum Einstieg, damit man sich nicht gleich überfordert?! Ja, gute Wahl... wir wollens ja auch nich übertreiben mit der Schwere. Dann schnappt ihr euch ein Buch mit möglichst nicht gerade lebensbejahendem Thema, eines von Cody McFadyen würde zum Beispiel passen. So ausgerüstet gehts dann ins Bett, schließlich wollt ihr den Rest des Tages nur eure Ruhe haben und nix und niemanden mehr sehen oder hören... aber irgend etwas fehlt trotzdem. Musik fehlt. Nix lautes, nein, eher etwas, das man auch auf der unteren Volume-Scala laufen lassen kann. Wenn man einmal in dieser Stimmung ist, gibt es nur eine Wahl (für mich zumindest) um den Tag zu retten: Nick Cave & the Bad Seeds. Man muß nicht gut drauf sein, will man ja auch gar nicht. Vielmehr kann man mit dem Meister ein wenig traurig sein und das dann auch genießen... und glaubt mir, mit Herrn Cave kann man das prima. Am Ende kommt man dann tief durchatmend zum Schluß, daß das doch alles nicht so schlimm ist, legt das Buch weg, leert den Whisky und legt sich schlafen. Manchmal braucht die Erkenntnis einige Stunden (oder Tage) und noch einen zweiten Malt im Verlaufe des Abends, aber sie kommt, so sicher, wie das Amen in der Kirche.

Ich empfehle im Übrigen zwei Alben des Meisters auf Vorrat zu haben: Die "Songs for a November Night", schon weil sie thematisch so gut passen. Viel essentieller aber ist das wohl gedämpfteste Werk Caves, ein Geniestreich in Düsternis und eindringlich vorgetragenem Weltschmerz, die "No More Shall We Part". Von dieser stammt dann auch mein Song zum Thema. Man könnte freilich blindlings ins Album greifen und hätte immer eine Referenz an der Hand. Es ist völlig egal, welches Lied man sich aussucht, die sind alle nahezu perfekt. Entsprechend schwer fällt mir dann auch die Wahl, aber bei genauerem Überlegen schlägt wohl nichts die "Hallelujah" Interpretation des Meisters. Hier in einer schaurig schönen Live-Version:



Setlist:
Day 01: Your favourite song
Day 02: Your least favourite song
Day 03: A song that makes you happy 
Day 04: A song that makes you sad
Day 05: A song that reminds you of someone
Day 06: A song that reminds of you of somewhere
Day 07: A song that reminds you of a certain event
Day 08: A song that you know all the words to
Day 09: A song that you can dance to
Day 10: A song that makes you fall asleep
Day 11: A song from your favourite band
Day 12: A song from a band you hate
Day 13: A song that is a guilty pleasure
Day 14: A song that no one would expect you to love
Day 15: A song that describes you
Day 16: A song that you used to love but now hate
Day 17: A song that you hear often on the radio
Day 18: A song that you wish you heard on the radio
Day 19: A song from your favorite album
Day 20: A song that you listen to when you're angry
Day 21: A song that you listen to when you're happy
Day 22: A song that you listen to when you're sad
Day 23: A song that you want to play at your wedding
Day 24: A song that you want to play at your funera
Day 25: A song that makes you laugh
Day 26: A song that you can play on an instrument
Day 27: A song that you wish you could play
Day 28: A song that makes you feel guilty
Day 29: A song from your childhood
Day 30: Your favourite song at this time last year

2 Kommentare:

  1. Mir ist der Meister ja eher als Begleitperson und Mörder der schönsten Wasserleiche der Musikgeschichte in Erinnerung - ansonsten habe ich eher weniger mit ihm zu tun.

    Grüße! N.

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  2. Das war genau der Moment, in dem Kylie cool wurde! :-) Stimmt, ein großartiger Song! Ist auf der "Murder Ballads" aber nach "Henry Lee" mit PJ Harvey für mich aber nur das zweitbeste Duett.

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