Donnerstag, 14. Juli 2011

EIN LIED ÜBER ZENSUR

(Die Ärzte)

Kennt ihr das eigentlich auch: Es wird groß und breit eine „Live-Übertragung“ angekündigt… von was auch immer… vorzugsweise die eines Rock-Konzerts. Man freut sich drauf, schmeißt rechtzeitig Fernseher oder PC an um sich diesen Hauch von Konzertatmo in den heimischen vier Wänden zu geben. Man freut sich auf televisionären Rock und derbe Späße von der Bühne; doch als es los geht und die ersten Songzeilen erklingen, hat man das Gefühl, daß das Massenmedium gerade mit einem Tinitus in Endlosschleife auf Sendung ist. **PIIIIIEEEEEEEEEP!!!!!** Man weiß zwar woran das liegt (da hat der Herr auf der Bühne wieder ein böses Wort in den Mund genommen, wahrscheinlich das mit „F“… man kennt ja auch den Text), aber man kann trotzdem nicht verstehen, was das soll. Denn man weiß doch eh, was der Kerl da gerade verbrochen hat, schließlich gibt’s ja sowas wie „Kontext“ oder „Textsicherheit“, die einen sofort wieder auf fäkalsprachliche Linie trimmen. Mit den Jahren habe ich auf diese Art ein wahres Talent darin entwickelt, die Pieptöne durch die phantasievollsten Schimpfwörter zu ersetzen und ich glaube, das geht vielen da draußen ähnlich. Was diese moralisch integeren Volldeppen am Pfiepknopf mit ihrer Zensur da bewirken, ist also eher das Gegenteil von dem, was sie erreichen wollen: Man wird nur kreativ dabei.  Wenn man zudem noch regelmäßig auf Konzerte von solchen Kraftwortvirtuosen geht, ist eh alles zu spät.
Außerdem ist es doch eh wurscht, selbst wenn man den Stream nur verschandelt erleben darf, spätestens am heimischen Rechner wird die FSK 18 – Version zielsicher im einen oder anderen Videoplattförmchen aufgetrieben und sich daran ergötzt. Effektivität der Zensurmaßnahmen gleich NULL! Was glauben die Herren Senderchefs eigentlich, für wen sie diese Streams machen? Für Fünfjährige??? Für Nonnen???? Diese Krötentunnelgräber sollen sich mit der harten Realität abfinden, daß die meisten von uns was das angeht eine gewisse Robustheit erlangt haben. Mental gestählt in unzähligen Hagelgewittern aus schwermetallischen Sounds und textimmanenten Verunglimpfungen allererster Kajüte. Glauben die denn echt, daß uns da ein simples „fuck“ noch ernsthaft moralisch ins Wanken bringt?!? Deppen! Außerdem zerstückelt man sich so ein ansonsten eigentlich erstklassiges „Produkt“, um mal in ihrer Sprache zu bleiben, denn die Songs können mitunter unhörbar werden. Ist jedenfalls alles großer Kokolores.

Wenn man mal von den Songtexten absieht, kommt es ja auch durchaus vor, daß einer der Klampfenschwingenden Götter sich mit einer mehr oder weniger ernst zu nehmenden Message ans Volk wendet. Dann ist allerdings alles zu spät! Gerade in den Momenten, in denen den Herren was nicht passt, wird gerne mal die verbale Tellermine ausgepackt. Ich weiß, man kann sich über die Angemessenheit und Sinnhaftigkeit veritabel streiten, gerade wenn da jemand im Publikum zur Schnecke gemacht wird. Aber solange das einen nachvollziehbaren Grund hat, wie zum Beispiel das Bewerfen der Band mit irgendwelchem Ramsch, finde ich solche Aktionen persönlich eher unterhaltsam als anstößig... und vor allem für den Betreffenden auch vollkommen verdient. Und hey: Wer sich zum Beispiel mit Josh Homme anlegt, der muß wissen, daß das nach hinten los gehen kann. Hier also mal ein Beispiel zum Thema „schmpfgeworteter Neologismus“:



Hätte man da gepiept, man hätte den Finger eigentlich gleich auf dem Knöpfle lassen können. Apropos „Piepen“, da kommen wir ja thematisch her. Also hier möchte ich mal kurz den himmelweiten Unterschied zwischen „politisch korrekt“ und „original“ illustrieren. Auch hier wieder so ein Fall, wo ich den Herrn Grohl im folgenden Video inhaltlich nur unterstützen kann. Wer will schon auf einem Foo Fighters Konzert prügelnde Assis um sich haben?! Wer will die denn überhaupt haben?!!!! Genau: NIEMAND! Und nichts anderes sagt Dave Grohl hier, wenn auch ein wenig... naja... metaphernfaul. Um das spannender zu machen, verpacken wirs mal als Rätsel. Zunächst die „bereinigte“ Streichenzooversion bei der ihr ja mitraten könnt, welche Diffamierung gerade ihren Einsatz hatte. Als zweiten Streich habe ich dann die Auflösung aufgetrieben. Hier also nun der "King of F-Word" Dave Grohl mit seiner Aktion "Unser Konzert soll schöner werden".





Rock’n Roll!!

PS: Wer genau hinhört, der merkt, daß selbst beim ersten Mitschnitt dem Wegpiepser gegen Ende ein wenig die Puste ausging... sehr nachlässig der gute Mann! ;-)

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