Mittwoch, 27. Juli 2011

TARGET AUDIENCE

(Marilyn Manson)


Habt ihr es eigentlich mitbekommen, wir haben mal wieder eine „Sicherheitsdebatte“. Eine „Online – Sicherheitsdebatte“. Falls es euch nicht aufgefallen ist, so kann euch das keiner vorwerfen, mittlerweile gehen die „Sicherheitsdebatten“ ja nahtlos ineinander über. Wir leben sozusagen in einer Sicherheitsdebatte. Nur: Wer führt sie eigentlich? 

So schlimm wie es ist, was in Norwegen passiert ist, aber solche kranken Einzeltäter, die über Jahre ihre menschenverachtende Wahnsinnstat ausbrüten, die wird man auch mit der Vorratsdatenspeicherung oder dem neu aufkeimenden „Alarmknopf fürs Internet“ nicht stoppen können. Was soll das bringen?!? Da werden wieder Freiheitsrechte von Millionen einfach mal präventiv beschnitten und ein weiteres Daten- und Verwaltungsmonstrum in die Welt gesetzt.  Nein, das kanns doch nicht sein. Wer macht denn solche Vorschläge, vielleicht sollten wir uns das mal fragen. Die kommen von den greisen Hardlinern am rechten Flügel, diesen bajuwarischen Almöhis, deren Wahlkreise wahrscheinlich noch nicht einmal das erste 56K-Modem erreicht hat. Anzugtragende Lederhosenfetischisten, die geistig zwischen Patriarchat und Stammtisch pendeln und dem Jesusfigürchen im Klassenzimmer am liebsten noch nen Gamsbart auf die Dornenkrone dübeln würden. Sagen wirs mal vorsichtig: Die haben doch keinen Plan, von was sie da reden. Dieser politische Standardreflex, daß man immer gleich Kontrolle, Regulierung und Verbote fordern muß; und wenn das nicht geht, wenigstens ne amtliche Datensammelei anordnet, der geht mir mittlerweile sowas von auf die Ketten.  Klar ist das Internet kein rechtsfreier Raum mehr, aber eben auch kein überwachungsbedürftiger Gruppenknast in dem 82 Millionen Bundesbürger ihre kriminellen Energien in schwarzen Messen für die Auferstehung des Antistoibers bündeln. So ein Blödsinn. Mal ganz davon abgesehen, daß sich vieles davon sowieso nicht durchsetzen läßt.  Diese Figuren sollten sich mal lieber von Leuten mit Ahnung briefen lassen, bevor sie sich mit verantwortungsschwangerer Kompetenzmine vor die Kameras und Mikrofone pratschen und ihre analogen Gedankengänge preisgeben. Es ist nämlich auch als charakterschwach und zutiefst widerlich zu bezeichnen, wenn man Tragödien wie in Oslo dazu instrumentalisiert, den Bürgern hierzulande die eigene Stasimentalität (ja, liebe CSU: STASImentalität) auf zu doktrinieren.  Sowas kotzt mich an, immer wieder kommen die gleichen Heinis aus ihren Löchern geflitzt und tun so, als sei das Internet der Ursprung allen Übels und müsse noch mehr beschränkt und kontrolliert werden. Die so tun, als ob jegliche Gewalt von Ego-Shootern her rührt oder in Actionfilmen wurzelt.  Dafür gibt’s dann auf dem Schützenfest des inzestuös geprägten Bergdorfes natürlich donnernden Schuhplattlerapplaus, aber Probleme löst sowas nicht. 
Aber den absoluten Vogel hat ja wohl die Forderung nach dem „Reset – Knopf“ fürs Internet abgeschossen. Als ich die vorhin auf SPON entdeckte, da dachte ich mein Schwein pfeift. „Reset Knopf fürs Internet“… ob die Betreffenden „Ideengeber“, die auch noch mutig genug waren damit an die Öffentlichkeit zu gehen, eigentlich wissen, in welchem gigantomanischen Ausmaß man sich da zum kompletten Vollhorst macht?!?

1 Kommentar:

  1. Genau das - also solche Attentatsdelikte - sind doch der Preis, den wir für unsere offenen Gesellschaft zahlen. Und so schlimm das im konkreten Fall immer ist, ich zahle den gern, denn die Alternative hatten wir schon mal, sogar in unterschiedlicher Ausführung. Das war unterm Strich noch viel schlimmer.
    Eine Gesellschaft muss Pluralismus schon aushalten können. Keiner und nichts kann Jeden vor aller Unbill schützen. So ist das nun mal.

    Regulationen und Verbote zielen oft nur darauf ab, wenigen mehr Macht zu geben. Da sollte Volker schon mal ganz genau hin sehen, bevor er nickt.

    Grüße! N.

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